13. Mär 2025, Mirco Clapier
Neue Erkenntnisse lassen die Debatte um den Ursprung des Coronavirus erneut aufflammen. Laut Informationen der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) soll die Bundesregierung über Indizien verfügen, die darauf hindeuten, dass das Virus aus einem Labor in Wuhan stammen könnte. In den vergangenen Wochen soll es mehrere Treffen zwischen Wissenschaftlern und dem Bundesnachrichtendienst (BND) gegeben haben.
Recherchen der Süddeutschen Zeitung (SZ) und der Zeit legen nahe, dass der BND bereits im Jahr 2020 eine interne Bewertung vorgenommen haben soll. Demnach hielt der Geheimdienst eine Laborherkunft mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 bis 95 Prozent für möglich. Die damalige Bundesregierung unter Angela Merkel (CDU) soll über diese Erkenntnisse informiert worden sein, entschied sich jedoch offenbar, sie nicht öffentlich zu machen.
Laut NZZ gab es zunächst zu wenige belastbare Indizien für die Laborhypothese. Doch inzwischen habe sich die Lage geändert. Deutsche Geheimdienstkreise gehen inzwischen von einer realistischen Möglichkeit aus, dass das Virus aus dem "Wuhan Institute of Virology" stammen könnte.
Bisher gibt es von offizieller Seite keine Bestätigung dieser Erkenntnisse. Die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann wollte sich auf Anfrage des ZDF nicht dazu äußern. Auch das Robert Koch-Institut und der Bundesnachrichtendienst verweigerten eine Stellungnahme.
Seit Beginn der Pandemie gibt es zwei zentrale Theorien über den Ursprung des Virus:
Beweise für beide Theorien fehlen bislang. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass chinesische Behörden Untersuchungen behindert haben könnten. Der renommierte Virologe Christian Drosten äußerte sich im Januar in der taz zunehmend skeptisch. Während er 2020 noch die Theorie des natürlichen Ursprungs unterstützte und Verschwörungstheorien kritisierte, sagte er zuletzt, dass der fehlende Beweis für den natürlichen Ursprung verdächtig sei:
Das Frappierende ist, dass der Beweis für den natürlichen Ursprung eigentlich erbracht werden könnte. Chinesische Wissenschaftler haben dafür alle technischen Möglichkeiten.
Auch in den USA hat sich die Einschätzung geändert. Im Januar korrigierte die CIA ihre Position und sieht nun eine Laborpanne als wahrscheinlichste Ursache.
In Deutschland fordert der Grünen-Politiker Konstantin von Notz Aufklärung. Am Donnerstag wird sich das Parlamentarische Kontrollgremium mit dem Thema befassen. Von Notz kritisiert, dass es bislang keine ernsthafte Aufarbeitung der Pandemie gegeben habe – insbesondere aufgrund von Konflikten zwischen SPD und FDP über die Rolle der Länder.
Falls sich die These bestätigt, hätte das nicht nur gesundheitspolitische, sondern auch geopolitische Konsequenzen. Der Umgang mit China und die Rolle der Weltgesundheitsorganisation (WHO) würden neu bewertet werden müssen.
Die Diskussion um den Ursprung von Corona ist also längst nicht abgeschlossen – im Gegenteil: Die jüngsten Enthüllungen könnten eine neue Welle der politischen und wissenschaftlichen Aufarbeitung auslösen.
Angesichts der neuen Geheimdienstinformationen bleibt die Frage, ob es jemals eine vollständige Aufarbeitung des Pandemie-Ursprungs geben wird – oder ob politische und wirtschaftliche Interessen dies verhindern. Bereits zu Beginn der Pandemie gab es Berichte über chinesische Wissenschaftler, die plötzlich von der Bildfläche verschwanden. Kritische Bürgerjournalisten, Forscher und Patienten, die sich skeptisch äußerten, wurden in China geräuschlos zum Schweigen gebracht.
Es gibt Hinweise darauf, dass Forschungsarbeiten, die eine Laborherkunft des Virus diskutierten, aus wissenschaftlichen Datenbanken entfernt wurden. So wurde beispielsweise ein Beitrag von zwei chinesischen Wissenschaftlern, der einen Laborunfall als mögliche Ursache des Ausbruchs thematisierte, von der Plattform ResearchGate gelöscht. Auch das Profil des Biologen Botao Xiao verschwand kurz darauf.
Doch auch in Deutschland bleiben Fragen offen. Die Masken-Affäre zeigte eindrücklich, wie einige Politiker aus der Pandemie persönliche finanzielle Vorteile zogen. Während Millionen Menschen weltweit unter den Folgen von Lockdowns, wirtschaftlichen Einbrüchen und gesundheitlichen Einschränkungen litten, flossen Millionenbeträge in die Taschen Einzelner.
Die aktuellen Geheimdienstberichte könnten neue Erkenntnisse bringen, doch ob es eine kompromisslose Aufarbeitung geben wird, ist fraglich. Zu viele Fragen wurden in den vergangenen Jahren mit Schweigen beantwortet – und möglicherweise bleibt die Wahrheit über den Ursprung von Corona ein ewiges Rätsel. Vielleicht ist es manchmal besser, nicht alles zu wissen?
Eine große Auswahl an Schlager-Alben und Fan-Boxen* finden Sie auf Amazon.