27. Feb 2025, Mirco Clapier
Am 22. Februar 1975 begann in Heidenau, einem beschaulichen Städtchen nahe Dresden, eine beeindruckende Erfolgsgeschichte: Karat spielten ihr erstes Konzert. Fünf Jahrzehnte später sind sie nicht nur eine der einflussreichsten Bands aus Deutschland, sondern präsentieren mit Hohe Himmel ein brandneues Studioalbum – pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum. Während viele Künstler diesen Meilenstein mit einer weiteren Best Of gefeiert hätten, bleibt Karat ihrem Weg treu und setzt auf neue Musik.
Mit Hohe Himmel beweisen Karat einmal mehr, dass sie sich nicht mit Nostalgie begnügen. Gitarrist Bernd Römer, Sänger Claudius Dreilich, Keyboarder Martin Becker, Bassist Daniel Bätge und Schlagzeuger Heiko Jung haben nicht nur ein weiteres Album aufgenommen, sondern eine Werkschau geschaffen, die ihre Entwicklung reflektiert und dennoch die Wurzeln im progressiven Rock der Siebzigerjahre nicht verleugnet. Die zwölf neuen Songs wurden live im Studio eingespielt – eine bewährte Methode der Band – und erscheinen nicht nur digital, sondern auch auf Vinyl.
Von der ersten bis zur letzten Note zeigt sich Hohe Himmel als vielseitiges Werk. Claudius Dreilich gibt mit Songs wie Vor ein paar Jahren und All das schenk ich dir tiefe Einblicke in persönliche Emotionen. Martin Becker ergänzt diese mit Tracks wie Trau dich und Was soll der Geiz?, die mit kühler Eleganz und feinsinnigem Gespür für Melodien überzeugen. Dabei bleiben die typischen Karat-Elemente stets präsent: Bernd Römers Gitarrensoli, Beckers einprägsame Synthesizer-Melodien sowie das dynamische Zusammenspiel von Bass und Schlagzeug.
Ein Highlight des Albums ist die Zusammenarbeit mit dem legendären Musiker und Songschreiber Hansi Biebl. Die Verbindung zwischen ihm und Martin Becker besteht seit Jahrzehnten, doch erst jetzt findet sie ihren Weg auf ein offizielles Karat-Album. Ebenso beeindruckend ist die Rückkehr von Werner Karma als Texter für drei Songs – der Mann, der Karat mit seiner poetischen Sprache in der Vergangenheit bereits große Klassiker geschenkt hat. Seine Texte sind gewohnt eindringlich und spiegeln die Tiefe wider, die Karat seit jeher auszeichnet.
Besonders bewegend ist das abschließende Stück Der Mensch, geschrieben von Claudius Dreilich. Es knüpft thematisch an den Karat-Klassiker Der blaue Planet an, in dem sein Vater Herbert Dreilich bereits 1982 die Bedrohung unseres Planeten besang. Heute, über 40 Jahre später, verleiht sein Sohn dieser Botschaft neue Aktualität: „Diese Welt braucht keinen neuen Gott zum Beten. / Denn diese Erde, sie ist krank.“ Eingebettet in eine düstere Rockballade mit aufsteigender Dynamik und intensiver Atmosphäre hinterlässt dieser Song einen bleibenden Eindruck und zeigt, dass Karat nach 50 Jahren nicht nur musikalisch, sondern auch inhaltlich nichts an Relevanz verloren haben.
Mit „Hohe Himmel“ beweisen Karat, dass sie auch ein halbes Jahrhundert nach ihrer Gründung nichts von ihrer Schaffenskraft eingebüßt haben. Das Album ist eine eindrucksvolle Mischung aus Tradition und Innovation – und ein weiterer Meilenstein in der Karriere einer Band, die deutsche Rockgeschichte geschrieben hat.
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